Pflanze des Monats
Waldmeister (Gallium odoratum (L.) SCOP.)
Weiß und grün ist mein Strauß
hübsch bescheiden sieht er aus.
Frisch vom Wald kommt er herein.
Rieche nur, er duftet fein!
Nimm! Vom Frühling ist´s ein Stück.
Er bringt dir, Mutter, lauter Glück!
Josef Guggenmoos (1922-2003)
Doch wo finde ich nun diesen herrlich duftenden Frühlingsboten?
Besonders erfolgversprechend erscheint meine Suche in nährstoffreichen Buchenwäldern mit lockeren Böden. Dort bedeckt der Waldmeister, so nennt sich die glückbringende Pflanze, den Waldboden mit gelb-grünen Matten. Ab Ende April strahlen mir auch schon die ersten leuchtend weißen Sternchenblüten entgegen. Gemeinsam mit weiteren bilden sie kleine, den Waldmeister beschirmende, Rispen. Besonders ins Auge springt mir die auffällige Anordnung seiner Blätter. Sie stehen in mehretagigen Quirlen rundum den vierkantigen Stängel des Krautes.
Aber nicht nur seine äußere Erscheinung ist ungewöhnlich, sondern seine inneren Werte sind durchaus bemerkenswert. Einen ganz speziellen Wirkstoff des Waldmeisters, das Cumarin, kann ich leicht am typischen Duft nach frischem Heu erkennen. Pflücke ich das Kräutlein, verletze ich unweigerlich Zellen und das Cumarin, zuvor an ein Glycosid gebunden, wird enzymatisch freigegeben. Gleiches geschieht beim Trocknen der Pflanze.
Ich liebe diesen feinen Wohlgeruch. Und so wundert es mich nicht, dass das Waldmännlein bereits seit vielen Jahrhunderten die Menschen zu allerlei kulinarischen Genüssen inspiriert hat. An erster Stelle steht hier natürlich die allseits beliebte Maibowle. Aber auch Limonaden, Süßspeisen und viele weitere Leckereien profitieren von seinem besonderen Aroma.
Zudem stimmt in diesem Fall: Was gut schmeckt, ist auch gesund!
Gemeinsam mit weiteren interessanten Inhaltsstoffen wie Gerb- und Bitterstoffen, Flavonoiden und Iridoiden wirkt der Waldmeister entzündungshemmend, gewebsentwässernd, lymphflussanregend, leicht beruhigend und krampflösend auf uns Menschen. In der Volksheilkunde setzt man ihn gerne bei Durchblutungsstörungen, Venenschwäche, Unterleibsschmerzen und als Beruhigungsmittel bei Schlafstörungen ein.
Eines ist jedoch zu beachten:
Bei höherer Dosierung ist wegen des Cumaringehalts mit Kopfschmerzen zu rechnen und bei längerer Einnahme sind Leberschäden möglich. Dem kann ich jedoch sehr einfach entgegen wirken. Ich dosiere den Waldmeister ganz einfach sparsam. Bei der Maibowle sind 3 g frisches Kraut auf einen Liter des erfrischenden Getränks ein gutes Maß.
Daran gehalten, gilt noch immer der alte Spruch:
„Waldmeister stärkt das Gehirn und erfreut das Herz“.
Lust auf mehr?
Dann können Sie Ihren Wissensdurst am 24. Mai 2018 ab 19 Uhr
beim Vortrag & Workshop zur "Pflanze des Monats" stillen.